Fachkrankenhaus für die Seele mit besonderer Atmosphäre: Einweihung des Klinikneubaus

Fachkrankenhaus für die Seele mit besonderer Atmosphäre: Einweihung des Klinikneubaus
Der Neubau ist am Mittwoch nach 5 Jahren Bauzeit eröffnet worden - Foto: Klinikum

Die feierliche Einweihung des Klinikneubaus des Wahrendorff-Klinikums ist am Mittwoch, 19.04.2023, mit einem großen Empfang eingeweiht worden. Mit dabei waren als Ehrengäste der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil und der Regionspräsident Steffen Krach. Außerdem war die Sehnder Landtagsabgeordnete Dr. Silke Lesemann, der Sehnder Bürgermeister Olaf Kruse, Die Erste Stadträtin Anne Günther und der Stadtratsvorsitzende Ralf Marotzke dabei. Sie wurden begleitete von mehreren Ratspolitikern und auch die ehemaligen Geschäftsführer des Klinikums waren gekommen.

10 Jahre Planung – Fünf Jahre Bauzeit

Fünf Jahre nach der Grundsteinlegung war es gestern endlich so weit: Das neue Fachkrankenhaus für die Seele des Wahrendorff Klinikums wurde gemeinsam mit 178 geladenen Gästen offiziell eingeweiht. Im Mai werden die ersten Patientinnen und Patienten ihre Zimmer beziehen. Mit dem größten psychiatrischen Neubau des Nordens bietet sich den Mitarbeitern in einem modernen Ambiente und besonderer Atmosphäre eine Vielfalt an neuen Möglichkeiten, um individuell behandeln, betreuen und versorgen zu können.

Ein Patientenzimmer im Neubau mit viel Licht – Foto: Klinikum

Dr. Matthias Wilkening, geschäftsführender Gesellschafter von Wahrendorff, begrüßte die Gäste: „Das ist in der über 160-jährigen Geschichte von Wahrendorff ein besonderer Moment für uns, den wir gerne mit Ihnen teilen.“ Das neue Fachkrankenhaus für die Seele ist eines der größten und modernsten psychiatrisch-psychotherapeutischen Fachkrankenhäuser Deutschlands und ist auf einer Fläche von rund 15.000 Quadratmetern entstanden. Bezogen wird ein neuer fünfteiliger Komplex mit elf Behandlungsstationen. Zur Verfügung stehen dann an zentraler Stelle bis zu 350 vollstationäre Betten und 30 tagesklinische Plätze. Die Baukosten belaufen sich auf 92 Millionen Euro, wovon das Land Niedersachsen bislang 48 Millionen übernahm.

Dr. Wilkening richtet an den Ministerpräsidenten die Bitte, in der Gesundheitsplanung die Psychiatrie nicht zu vergessen und sie als Bestandteil des Gesundheitswesens immer mit im Auge zu behalten und sandte auf diesem Weg  Grüße an den neuen Gesundheitsminister und bot ihm Beratung bei Fragen zum psychiatrischen Gesundheitswesen an. Leider muss die Klinik, die 365 Tage im Jahr mit allen Leistungen einschließlich Notaufnahme arbeitsbereit ist, derzeit noch die Wasserleitungen spülen, da sich während der Bauzeit in den Leerrohren Legionellen angesammelt hatten.

Stephan Weil gratuliert zur Eröffnung

Ministerpräsident Stephan Weil (re.) gartuleirt Dr. Matthias Wilkening (li.vo.) zur Einweihung – Foto: JPH

„Ich freue mich sehr darüber, dass am Standort Köthenwald in Sehnde nun der größte zusammenhängende Psychiatrie-Neubau in Niedersachsen steht. Die neue Klinik für die Seele ist ein besonderer Ort, zu dem ich allen Beteiligten nur herzlich gratulieren kann. Die Beschäftigten im Wahrendorff Klinikum finden hier hoffentlich optimale Arbeits- und Behandlungsstrukturen. Patientinnen und Patienten können vielfältige Therapiemöglichkeiten in Anspruch nehmen. Das sollte dann in möglichst vielen Fällen auch die Grundlage für eine dauerhafte Genesung sein“, betonte Ministerpräsident Stephan Weil in seinen einleitenden Grußworten für das Land Niedersachsen, der sich freute, zu solch einer Klinikeinweihung eingeladen zu sein.

„Diese Einweihung ist ein einschneidendes Ereignis für das gesamte Gesundheitswesen in Niedersachsen“, hob er hervor. „Die Einrichtung hat einen fundamentalen Wandel erfahren. Von den Zehnbettenschlafsälen in den Gründerjahren hin zu den Zweibettzimmern in der Jetztzeit und der Betreuung mit dem hochqualifizierten Spezialisten, dem engagierten Personal und der guten Integration in das örtliche und städtische Umfeld.“ Und zum angekündigten Rückzug von Dr. Matthias Wilkening und die Überführung in eine Stiftung merkte er unter Applaus an: „Ihr letztes großes Geschenk an die Unternehmensgruppe Wahrendorff ist nun diese Klinik. Damit ist die größte geschlossene Unterbringung in Niedersachsen entstanden.“

Grußworte von Krach und Kruse

Auch Bürgermeister Olaf Kruse (re.) gratuliert zur Fertigstellung – Foto: JPH

Weitere Grußworte vor Ort kamen von Regionspräsident Steffen Krach für die Region Hannover, der darauf verwies, dass solche Einrichtungen in Zukunft bei der gesellschaftlichen Entwicklung vermehr benötigt werden. „Immerhin waren 25 Prozent der jetzigen Bevölkerung schon einmal psychische Hilfe benötigten.“

Bürgermeister Olaf Kruse sprach dann für die Stadt Sehnde über den mit 1.600 Mitarbeitern größten Sehnder Arbeitgeber. Er gratulierte Dr. Wilkening zu seinem Mut, seiner Zuversicht und seiner Vision, solch ein Lebenswerk zu schaffen. „Und hier haben ganze Generationen der Stadt Sehnde bereits gearbeitet oder sind noch aktiv. Und die Öffnung der Einrichtung hin zur Öffentlichkeit, nicht zuletzt mit vielen kulturellen Angeboten, haben Sie einen wichtigen Schritt getan gehabt.“

Schlüsselübergabe durch Architekten

Architekt Jan Soltau (re.) übergibt den Schlüssel an Dr. Wilkening – Foto: JPH

Vor der feierliche Schlüsselübergabe sprach auch der ausführende Architekt und Geschäftsführer tsj-architekten Jan Soltau, noch ein paar Worte zur Entstehung und den intensiven Diskussionen um diesen Neubau. „Herausgekommen ist ein Gebäude, das wie MixMax nicht zusammenpasst. Aber Dr. Wilkening sagte dazu nur, dass auch der Mensch in sich so aussähe – und fand es gut.“

Behandlungskonzept zielt auf Lebensrealität und Alltagsvorbereitung

Den Patienten bietet der Neubau ein zentrales Gebäude, in dem sie sich sicher und wohl fühlen können. Dafür können individualisierte Therapien sowie eine Vielfalt an begleitenden Angeboten in Anspruch genommen werden. Durch die geschickte Architektur mit dem verbindenden „Loop“ sind schlanke Wege entstanden, die niedrigschwellige Therapieangebote möglich machen. Das Behandlungskonzept ist an der Lebensrealität orientiert und bereitet gezielt auf den Alltag vor. Alle Stationen sind architektonisch ansprechend gestaltet. Dabei finden sich neben Spezialstationen und Einheiten mit Intensivbereichen für Patienten in akuten Krisen auch eine Wahlleistungsstation mit Hotelkomfort, modern gestaltete Therapie- und Freizeitbereiche, eine sehr große Sporthalle mit Kletterwand und ein ganz besonderer Speisesaal mit bis zu 100 Plätzen. Auf den Stationen sind die Patienten in Ein- und Zwei-Bettzimmern untergebracht,  die Behandlung sucht der Patient dann im vorderen Loop-Bereich auf – „er geht dorthin wie zur täglichen Arbeit“.

Effektive und neue Therapiekonzepte

Jan Soltau, Dr. Matthias Wilkening, Ministerpräsident Stephan Weil, Olaf Kruse und Steffen Krach (v.li.) nach der Schlüsselübergabe für den Neubau – Foto: JPH

In dem neuen Fachkrankenhaus für die Seele finden bewährte therapeutische Konzepte mit neu zugelassenen Therapiemöglichkeiten zusammen. Auch im Neubau werden Einzel- und Gruppentherapien, Kunst-, Musik- und Sporttherapie angeboten. Ganz neue Schwerpunkte bilden spezielle ernährungstherapeutische Konzepte, die Virtual-Reality-Therapie, eine innovative Lichttherapie und ein weiterer Ausbau der Transkraniellen (sinngemäß „durch den Schädel“) Pulsstimulation (TPS), der Magnetstimulation bei Demenz. Ganz neu ist zudem eine Station für qualifizierte Entgiftung mit Notaufnahme. Die tagesklinischen Plätze im Neubau werden von der Tagesklinik für Männer bezogen.

Ein „Zuhause auf Zeit“

„Ziel war es, für dieses ‚Zuhause auf Zeit‘ ein anregendes und vielseitiges Gebäude als heilungsförderndes Umfeld für Körper, Geist und Seele zu gestalten, in dem den unterschiedlichen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten Rechnung getragen wird“, fasst Dr. Matthias Wilkening zusammen. „Das Besondere ist, dass wir sämtliche bisher dezentral organisierten stationären Angebote räumlich in einem gemeinsamen Klinikbau konzentrieren.“ Lediglich die Betreuung junger Erwachsener bleibt in Ilten.

Mit der Zentralisierung am neuen Standort in Köthenwald können Therapie und Freizeit mit und für die Patienten noch viel individueller geplant werden. Lange Wegezeiten entfallen, neue Rückzugsmöglichkeiten in Wohnnischen und einem „Raum der Stille“ bieten deutlich mehr privaten Raum. Und soziale Kontakte können an zentralen Stellen, wie dem Speisesaal, der Sporthalle, in Besucher- und Besprechungsräumen, dem Eingangsfoyer und der grünen Umgebung gepflegt und auch geübt werden.

Daten des Neubaus

Das Grundkonzept der neuen Klinik in Köthenwald – Foto: Klinikum
  • Nutzfläche                               14.710 m²
  • Bruttogrundfläche                  27.811 m²
  • Bruttorauminhalt                    99.970 m³
  • Gesamtkosten                         92 Mio. €
    Landesförderung                    48 Mio. €
  • Planungsbeginn (Idee)           2008
  • Baugenehmigung                    2015
  • Erster Spatenstich                   2017
  • Bauzeit                                     2018-2023
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