Geschichte erfahrbar machen – „experimentelle Archäologie“ an der KGS

Geschichte erfahrbar machen – „experimentelle Archäologie“ an der KGS
Ralf Deschner (li.) mit den Schülern am Schmeideofen - Foto: JPH

Wissen wie etwas entsteht und wissen, wie man früher gelebt hat – das war das Ziel der Projektarbeit der 6. Klassen der KGS Sehnde unter der Leitung der Geschichtslehrer Kolja Hoffman und Konstantin Ameis. Und dem sind die Nachwuchskräfte von Indiana Jones am Donnerstag, 20.06.2024, intensiv nachgekommen, als sie sich dem mittelalterlichen Handwerk stellten. Dieses Mal ging es sogar ins 12./13. Jahrhundert zurück – in einer Rittermontur aus dieser Zeit. „Geschichte erfahrbar machen“, so nennt es Hoffmann, der die Rüstung erworben und mitgebracht hat.

Nach Absprache mit Kolja Hoffmann ist der „Schmied und Sattler“ Rolf Deschner aus Duingen im Leinebergland nach Sehnde gekommen und hat zum zweiten Mal seine Lederbearbeitungsausrüstung und die mobile Schmiede mitgebracht. Damit hat er von 8 bis 13 Uhr den Schülern der 6. Klasse die beiden Handwerke praktisch nähergebracht.

Dieses Jahr mit Rüstung

Mit vereinten Kräften und unter Anleitung von Kolja Hoffmann (li.) wird Mayla (mi.) die Rüstung angezogen – Foto: JPH

„Neu ist dieses Jahr die Ritterrüstung, die die Schüler und Schülerinnen anprobieren können“, so Hoffmann. „Dazu ist neben dem Kettenhemd und dem Kettenhelm auch das Gambeson und Schild und Schwert vorhanden.“ Ein Gambeson ist das „Unterziehhemd“ für die Rüstung, also ein Schutz für den Körper vor dem rohen Eisen der Kettenglieder. Das Ganze wiegt natürlich einiges, wie die Schüler auf der Station selbst erproben können. „Cool“, so Mayla, die gerade die Rüstung anprobiert. „Und damit haben die gekämpft?“

Insgesamt 29 Schüler nehmen dieses Jahr an der Ausbildung auf drei Stationen teil – neben der Rüstung sind zwei mit handwerklichen Aufgaben verbunden. So werden Lederarbeiten unter der Anleitung von Deschner gefertigt und an der Esse gilt es, Metall zu schmieden. „Jeder bestimmt selbst, wo er teilnimmt“, sagt Hoffmann. „Aber alles, was sie heute erarbeiten, dürfen sie nach Hause mitnehmen“ – die Rüstung natürlich ausgenommen, obwohl das viele sicher gerne wollten.

Leder- und Schmiedearbeiten

In der Rüstung mit Helm, Schwert und Schild fühlt sich Ritterin Mayla „sicher“ – Foto: JPH

„Mein Angebot ist auch auf Kinder ab drei Jahren ausgerichtet, denn die Möglichkeiten für die Kinder geht von leicht – also Kita – bis schwer – also ältere Jugendliche“, betont Deschner. „Hier schmieden wir kleine Hufeisen und Haken, haben aber auch schon mal eine Fibel gemacht.“ Aufgrund der Temperatur und der Esse findet die gesamte Arbeit im Freien statt – und bringt vor allem die „Arbeiter“ am Schmiedeofen und in der Rüstung zum Schwitzen. Parallel hämmern, stechen und binden die Klassenkameraden an Beuteln, Armbändern und Schlüsselanhängern, in die sie auch mit Prägestempeln Buchstaben, Zahlen oder Motive „punzieren“.

„Das Feedback der Schüler ist durchweg positiv“, freut sich Hoffmann. So sieht es auch Mayla. „Das ist alles edel, alles sehr massiv, aber man fühlt sich darin sicher“, lautet ihr erstaunliches Ergebnis, als sie in Gambeson – aber ohne Kettenhemd – mit Kettenkragen, Handschuhen, Helm, Schild und Schwert ausgerüstet worden ist.

Das Engagement von Deschner ist von den Eltern mit sechs Euro pro Schüler finanziert worden, aber vielleicht kann ja auch der Förderverein später einen Zuschuss gewähren – denn, so Hoffmann, ab kommendem Schuljahr 2025 soll das Angebot jedes Jahr für die 6. Klassen gemacht werden.

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