Honig und innovative Technik aus Höver
Eigentlich haben Honig als Naturprodukt und Technik als Industrieprodukt nichts miteinander zu tun – es sei denn, es kommt aus Höver. Dort haben Madeleine und Ralf Heger eine gute Kombination für beides gefunden. Madeleine produziert mit ihren Bienen Naturhonig, dessen Verkauf hat ihr Mann Ralf mit seiner Technik komplettiert. Die Kombination von beidem steht nun Im Stiegfeld 10 in Höver und ermöglicht es den Kunden, rund um die Uhr zu kleinem Geld das beliebte – vor allem auch zur Weihnachtsbäckerei wichtige – Produkt zu bekommen.
Seit 2017 ist Madeleine Heger (im BIld oben mit dem Automaten) als Hobby-Imkerin im Frühjahr aktiv. Heute ist sie, nach einem Ausbildungskurs als Imkerin, von Haimar nach Höver gezogen mit ihren acht Bienenvölkern und kann sie fast vor der Haustür versorgen. Die leben in einem extra dafür hergerichteten Bauwagen auf dem Gelände der Firma Holcim und sammeln dort von den Feldern und umliegenden Obstbäumen den Nektar. „Es gibt bei mir zwei Sorten Rapshonig im Frühjahr und den Sommerhonig“, erläutert die Imkerin ihre Honigernte. Mit zwei Ernten pro Jahr kommen so rund 200 Kilogramm für den Verkauf zusammen.“ Aber auch ihr machte die Corona-Pandemie den Verkauf schwer. So brach das übliche Haustürgeschäft wegen der eingeschränkten Kontakte ein, allerdings es gab dafür keine automatisierte Verkaufsmöglichkeit wie für andere Produkte.
Verkauf in Corona-Zeiten nicht leicht
Und so nutzte Ehemann Ralf seine Kenntnisse über Elektrotechnik und Programmierung, suchte sich Tipps im Internet heraus und begann eine eigene Entwicklung. Mitte September 2021 stand die erste Konstruktion eines Honigverkaufsautomaten mit einer Rückgabestation. „Aber es gab nach dem Prototyp noch viel zu verbessern und auszuprobieren“, erläutert er den Weg zu dem aktuellen Unikat. „Der Automat ist nun mit Mikroprozessoren ausgerüstet, hat fünf Updates durchlaufen und steht nun draußen vorm Haus als Honiganbieter.“
Dort kann man nun kleine (250 Gramm für 3,50 Euro) und große (500 Gramm mit einer zusätzlichen Probe für 6,50 Euro) kaufen, ohne an der Haustür klingeln zu müssen. Als Auswahl stehen Raps- und Sommerhonig zur Verfügung, fester oder flüssig. An der Eingabe nennt man die Fachnummer, der Preis wird angezeigt und man wirft die erforderlichen Münzen ein – „allerdings gibt es kein Wechselgeld, das kann der Automat nicht“, so sagen Hegers. „Das steht dran und wir nehmen das zusätzliche Geld für die Versorgung der Bienen als Spende.“ Dann nimmt der Kunde den Schlüssel am Automaten, öffnet das Fach und entnimmt seinen Honig – während das grüne Licht für etwa 20 Sekunden leuchtet. „Bei eventuellen Problemen kann man gerne bei uns klingeln. Und wir nehmen später auch die Gläser zurück.“ So entsteht ein Kreislauf, der weitgehend auf Abfall verzichtet.
Gerade ist das Weihnachtgeschäft angelaufen. Auch abends, sogar nachts, kann Honig gekauft werden – sollte er mal nachts bei der Weihnachtsbäckerei fehlen. Dann geht am Automaten ein Licht an und ermöglicht dem Kunden einen problemlosen Einkauf. „Wir wollten den Verkauf und den Verkehr soweit wie möglich CO2-neutral halten“, sagt Madeleine – und viele Kunden kommen auch mit dem Fahrrad. Betrieben wird der Automat mit Solarstrom und ist energiearm im Verbrauch.
Nicht nur Honig im Angebot
Zudem bietet die Imkerin noch weiter Naturprodukte an. Es gibt Bienenwachs, dass in der Kosmetik weit verbreitet ist und Propolis, ein antibiotisches Bienenprodukt, das bereits die Ägypter nutzten. Beides gibt es auch zusammen in einer Box zu kaufen. Während der Honig frisch bis September geerntet wird, gibt es die Wachsbarren zum Basteln das ganze Jahr.
Nach rund 100 Stunden Bauzeit ist in Höver nun eine Honigverkaufsstation entstanden, die in der Region wahrscheinlich einmalig ist und die jetzt in den ersten Kältetest geht. Der enthaltene Honig darin ist allerdings, das weiß man ja schon, das ganze Jahr stabil und lecker.
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