Minister Olaf Lies zur Stippvisite beim Sprinti in Sehnde
Es ist ein Leuchtturmprojekt in der Region und der Bundesrepublik gewesen, das nun in der ganzen Region eingeführt wurde: der Sprinti. Ein individuelles ÖPNV-System, On-Demand genannt. Der Fahrgast einer wenig oder schlecht angebundenen Strecke ruft den Sprinti , wird zum Nachverkehrstarif abgeholt und an den Wunschort oder zum ÖPNV-Anschluss gebracht. Das ist in Kurzform die neue Lösung für sicher viele ÖPNV-Probleme außerhalb von Ballungsgebieten.
Das bisher von der Bundesrepublik geförderte Projekt wollte sich der niedersächsische Minister für Wirtschaft, Bauen, Verkehr und Digitalisierung direkt vor Ort ansehen und die Erfahrungen aus einer der drei Modellkommunen hören. Mit dem Minister waren neben dem Bürgermeister der Stadt Sehnde Olaf Kruse auch der Regionsdezernent für Wirtschaft, Verkehr und Bildung, Birger Franz, und die üstra-Vorstand Elke van Zadel und der Vertreter der Entwicklungsfirma VIA, Dr. Nils Köster anwesend. Komplettiert wurde die Besuchergruppe vom Regionsabgeordneten Wolfgang Toboldt und der Landtagsabgeordneten Dr. Silke Lesemann – beide aus der Modellkommune Sehnde.
Regionsweit im Einsatz
Sprinti hat jüngst den Deutschen Mobilitätspreis gewonnen und stellt nicht weniger als das größte On-Demand-ÖPNV-System Deutschlands dar – der Sprinti, der seit 10. Dezember 2023 flächendeckend die zwölf Kommunen der Tarifzone C im GVH-Netz bedient – mit einem potenziellen Nutzerkreis von rund 360.000 Einwohnern in der Region Hannover.
Nach einer Einführung in die Funktion des neuen ÖPNV-Systems durch Olaf Kruse, zugleich auch Sprinti-Nutzer, und den Dezernenten Birger Franz ging es um Zahlen und Trends. Demnach hat der Sprinti nunmehr regionsweit zwischen 3.000 und 4.000 Fahrgäste und kommt schon auf eine Million Passagiere insgesamt. Es ist derzeit noch das größte derartige System in Europa, wird aber nach Angaben von Dr. Köster von VIA diesen Titel bald an Flandern (Belgien) abtreten, wo Via ein gleichartiges System aufgebaut hat. Nach Auswertungen ersetzen 40 Prozent der Sprinti-Fahrten eine Autofahrt im eigenen PKW und 30 Prozent der Fahrten hätten gar nicht stattgefunden ohne das On-Demand-Angebot – hier meistens bei jungen Nutzern ohne Führerschein. Das Problem, dass sich Ende des Jahres auftut, ist die wegfallenden Finanzierung durch den Bund.
Entwicklung des Systems
Kruse betonte das gute Fahrzeitangebot und die Reduzierung von Unfallgefahren bei Partybesuchern, die sonst möglicherweise das eigene Auto genutzt hätten. „In Sehnde haben wir bereits rund 94.000 Buchungen pro Jahr und das System ist in der Stadt angenommen“, sagte er. Van Zadel fügte hinzu, dass man damit in der üstra erstmals auch ein On-Demand-System habe, dass den ÖPNV als solchen nicht ablösen wird, aber bedarfsgerecht ergänzt. Derzeit seien 44 Fahrer aus dem eigenen Bereich im Sprinti tätig, die übrigen Fahrer kämen von Via. Dr. Köster führte dann einen Buchungsvorgang mit einer leicht veränderten Software vor. Und stellte weitere Entwicklungen dar. So gibt es demnächst mehr Fahrzeuge, Kindersitze und –erhöhungen zum Mitbestellen. Der Sprinti lasse auch Dauerbuchungen für regelmäßige Fahrten zu und liefere auch Daten dafür, wo sich eventuell ein regelmäßiger Linienverkehr lohne. Andererseits spare er auch bis zu vier Millionen Euro pro Jahr gegenüber einem betriebsarmen Linienbetrieb – unabhängig ob nachts oder am Wochenende. Allerdings arbeite man noch daran, spontane Mitfahrten und vor Ort-Buchungen in das Sprinti-Programm zu integrieren.
Sprinti überzeugt
Der Minister dankte für die umfassende Darstellung und betonte, dass man sich über die Erfahrungen freue, obwohl die Region bereits über ein gutes Angebot im ÖPNV verfüge. Sprinti zeige auch, was mit einer verbesserten Digitalstruktur alles möglich ist. Die Finanzierungfrage sei eher „nachrangig“, aber sicher werde man ein solches funktionierendes System nicht wieder einstellen. Denn so könne man die Menschen für den ÖPNV „zurückgewinnen“. Was allerdings eine Ausweitung betreffe, müsse man dann tatsächlich auf die Finanzen blicken.
Der Sehnder Bürgermeister wies auch darauf hin, dass man, um alle Menschen mit dem Angebot zu erreichen, auch die Senioren schulen müsse, um das System zu nutzten und auch Lösungen anbieten für die Bürger, die kein Smartphone besäßen. Die Fahrscheine allerdings können nicht nur digital beim GVH gebucht werden, die Sprintifahrer würden auch die üblichen ÖPNV-Fahrscheine abstempeln können.
Die nächste Schulung für Senioren in Sehnde durch den Seniorenbeirat, fügte Kruse zum Abschluss noch hinzu, gibt es übrigens am 15. Februar durch üstra und GVH (SN berichtete).
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