Mit Meisen gegen die Kastanienminiermotte: Sehnde „rüstet auf“
Kleines Insekt, große Wirkung: Seit etwa 20 Jahren haben die weißblühenden Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) in Niedersachsen mit der Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella) zu kämpfen. Die Motten stammen ursprünglich vom Balkan und legen ihre Eier im Frühling auf die jungen Blätter. Nach dem Schlüpfen fressen die Larven der Kastanienminiermotte dann regelrechte Gänge ins Grün, saugen die Zellen aus, um sich dann in den Blättern zu verpuppen.
Als Folge haben die Kastanien schon im Sommer braune und welke Blätter. Bis zu fünf überlappende Generationen wurden schon in einem Jahr an Kastanien in Sehnde beobachtet. Kein Wunder also, dass die Bäume dagegen nicht ankommen und durch den Befall in ihrer Vitalität geschwächt werden.
Weiterer Schädling beteiligt
Zusätzlich grassiert seit einigen Jahren ein Bakterium (Pseudomonas syringae pv. aesculi), das die Leitungsbahnen der Bäume verstopft und sie so zum Platzen bringt. Zu erkennen ist dies an schwarzen Schleimflecken an der Rinde. Diese Erkrankung hat gravierende Folgen für die Vitalität und Verkehrssicherheit der Bäume. Kommen dann noch Sekundärerreger – wie baumzerstörender Pilze – hinzu, ist es um die Kastanien meist geschehen. Das bedeutet am Ende das Fällen der Bäume.
Ein Grund für die schnelle Verbreitung der Kastanienminiermotte könnten fehlende natürliche Fressfeinde sein. Mittlerweile haben Blau- und Kohlmeisen aber gelernt, die Motte für sich und ihre Jungen als Nahrungsquelle zu nutzen. Sie geben das Wissen sogar an die nachfolgenden Generationen weiter. Systematisch werden die Kastanien nach Larven und Puppen abgesucht und verspeist.
Kastanienminiermotte natürlich bekämpfen
Hier versucht nun die Stadt Sehnde anzusetzen. Die Verwaltung hat in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst für Stadtentwicklung und Straßen, Grünflächen und Klimaschutz und dem Baubetriebshof 20 Nistkästen in alten Kastanien-Alleen der Stadtteile Ilten und Bolzum aufgehängt. Weitere sollen folgen.
Die Kosten für Vogelhäuser sind im Vergleich zu anderen Maßnahmen gegen die Motte gering. Um diese sonst wirksam zu bekämpfen, ist es nur möglich, Insektizide einzusetzen. Alternativ müsste die Stadt das ganze Jahr über Laub sammeln und verbrennen – doch das ist kaum zu leisten. Mit dem Nahrungsangebot für die Meisen direkt vor deren Haustür erhofft sich die Stadt Sehnde, den Mottenbefall zu minimieren und so die Vitalität der Bäume wieder zu erhöhen. Damit haben die Kastanien bessere Chancen, sich gegen andere Erreger zu wehren. Das führt bestenfalls zu weniger Fällungen.
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