Olaf Kruse, Sehnder Bürgermeister – Ein Gespräch zum Amtsantritt

Mit heutiger Wirkung ist der neue Sehnder Bürgermeister Olaf Kruse (SPD). Direkt am Freitag, 1.11.2019, trat er sein Amt im Rathaus an und stand dazu auch Sehnde-News für ein erstes Gespräch zur Verfügung. Dabei ging es um Ziele und Planungen, die Einstellung zum neuen Amt und vor allem aber auch seine ersten Pläne für Sehnde.

SN: Die formelle Übernahme ist heute Nacht um 0 Uhr, gewesen. Was ist für diesen Tag geplant?

Olaf Kruse ist der neue Bürgermeister – Foto: SPD

Kruse: In der Nacht habe ich geschlafen, ruhig, wie bisher auch. Ich erwarte im Übrigen einen spannenden Tag, bin an dem Tag dann ganz normal ins Büro gegangen – das dann schon eingerichtet war. Und wir werden mit den Fachdienstleitern zusammenkommen, natürlich mit der Assistenz im Vorzimmer und mit Frau Conrady – und dann werden wir einen  ganz normalen Arbeitstag erleben. Ich werde meine Online-Anmeldung im System lernen. Ich muss lernen, wie ich mich orientiere und werde meinen Outlook-Kalender mal selbst sehen. Bislang kenne ich ihn nur als Ausdruck. Also alles mal kennenlernen und mich zurechtfinden – wie sieht der Arbeitsplatz genau aus. Der Raum hat sich verändert, es gibt andere Bilder an der Wand, auch das ist geklärt. Die Schrankwand ist nun weiß, ich kein Freund des dunklen Wanddesigns. Und ich übernehme den Bürostuhl, weil dieser gerade erst neu beschafft wurde. Und mit Blick auf die Kassensituation der Stadt möchte ich da auch nicht einige Hundert Euro investieren. Auch der Schreibtisch wird der alte bleiben.

SN: Sie sind – noch – Ortbürgermeister von Wehmingen und Fraktionsvorsitzender der SPD, Sprecher der Gruppe SPD/Grüne. Was geschieht mit den beiden Ämtern – gibt es schon einen jeweiligen Nachfolger?

Olaf Kruse bei der Wahldiskussion 2019 im KGS Forum – Foto: JPH/Archiv

Kruse:  Das ist eine spannende Frage. Die ganzen Funktionen Fraktionsvorsitzender, Gruppensprecher, da gab es eine Sondersitzung der Fraktion. Dort wurde die Situation der Fraktion und der Gruppe besprochen. Da gibt es einen entsprechenden Wechsel. Es wir auch einen Wechsel in der Funktion des Ortsbürgermeisters in Wehmingen geben. Rein rechtlich bestünde die Möglichkeit, dass ich den Posten des Bürgermeisters und des Ortsbürgermeisters belege. Ich halte es aber für wichtig und richtig, diese beiden Ämter voneinander zu trennen. Weil, in dem Moment, wo ich in die Situation komme, eine Entscheidung treffen zu müssen die hier den Süden betrifft, und die sachgerechteste Entscheidung wäre tatsächlich Wehmingen, dann würde immer mitschwingen, ‚das hat er gemacht, weil er von da kommt‘. Ich bleibe Wehminger, ich wohne dort mit meiner Frau, ich lebe dort gerne – insofern habe ich einen besonderen Bezug zu dem Ort und sicher auch zu dem Ortsrat. Das kann ich ja nicht über Nacht ablegen, nur weil ich ein neues Amt habe.  Beim Ortsbürgermeister wird es also auch eine Nachfolge geben, die wird dann im November geregelt. Da gibt es gerade noch Gespräche und ich hoffe, dass sich eine entsprechende Nachfolge findet. Ich habe mein Mandat dort zum 31.10. niedergelegt und ab 1.11., 0 Uhr, übernimmt Herr Vorholt die Amtsgeschäfte erst einmal. Die Wahl soll dann am 12.11. um 18 Uhr passieren. Ich kann leider nicht dabei sein, weil ich bereits anders verplant bin und zu diesem Termin keine Absprache meines Stellvertreters mit mir erfolgt ist.

SN: Wie haben Sie den Wechsel ins Amt mit Ihrem Vorgänger arrangiert? Das ist ja offensichtlich besser gelaufen als in Nachbarstädten.

Kruse: Ich habe zunächst einmal gewartet, weil das Ergebnis Herrn Lehrke doch beeinflusst hatte. Und habe dann mit Frau Conrady die entsprechenden Kontakte aufgebaut und gepflegt, die wir vorher ja schon hatten auf Grund der Fraktion. Und dann war es etwa Ende August, Anfang September so, dass ich auch Herrn Lehrke gesagt habe, dass es sinnvoll ist, sich einfach mal zusammenzusetzen. Das haben wir dann auch gemacht – ein-, zweimal – und haben uns unterhalten über die Dinge, die aus seiner Sicht wichtig sind: Wo liegen welche Schwerpunkte, was wäre für mich wichtig zu den HVB-Runden. Das haben wir soweit gemacht. Ansonsten habe ich die wesentlichen Übernahmegespräche mit Frau Conrady geführt. Überall da, wo es wichtig war, den Bürgermeister zu kontaktieren, ist es geschehen. Also wirklich in einem sehr guten Miteinander.

Olaf Kruse bei der Müllsammelaktion in Wehmingen – Foto: JPH/Archiv

SN:  Haben Sie schon Projekt im Blick, gibt es so etwas wie eine To-Do-Liste, was jetzt gleich gemacht werden soll?

Kruse:  Erst mal alles kennenlernen. Im Haus schauen, dass man mich kennenlernt.  Das ist gerade terminlich etwas schwierig, weil wir uns in Gesprächen befinden, die große Projekte betreffen. Die sind gerade terminiert auf Anfang November, weil das vom Terminplan so passieren muss. Und ansonsten gilt für mich: rein schauen in die Bereiche, rein hören vor allem auch in die Bereiche, gucken, wo drückt der Schuh – und ich werde im Laufe des ganzen Verwaltungsablaufes schauen, wo ich Veränderungsnotwendigkeiten für mich sehe. Dann muss man mit denjenigen, die das bisher so gelebt haben, sprechen. Es wird, auch was Gesprächsrunden anbelangt, alles so bleiben wie bisher, das ist vereinbart. Aber eben diese Dinge werde ich mir genau anschauen, ob ich da aus meiner Sicht Veränderungsnotwendigkeiten sehe – und das werde ich mit den Verantwortlichen besprechen. Das heißt, es gibt natürlich eine To-Do-Liste, die für mich wichtig ist. Aber es gilt erst einmal in den Rathausbetrieb hineinzuschauen. Und wie die Geschichte Kita Ladeholz zeigt, verändern sich solche Listen sehr schnell.

SN:  Im Wahlkampf war die moderne Online-Verwaltung ein Thema. Jetzt ist das Gesetz dazu gerade in Niedersachsen beschlossen worden. Wann soll was passieren oder wie wäre der Zeitrahmen dazu?

Kruse: Wir sind gerade dabei, die Rathaus-IT neu zu strukturieren und auch personell neu zu besetzen. Das ist eben auch der Punkt, dass man mit den neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die da kommen sollen, sich zusammensetzt und schaut, welche Dinge geht man als erstes an. Für mich ist wichtig, dass die Dinge, die möglichst schnell online erledigt werden können, auch online erledigt werden; will heißen, ich würde jetzt nicht das größte Projekt angehen, sondern erst mal gucken, ob es vielleicht kleine Faktoren gibt, die den Bürgern und Bürgerinnen den Weg ins Rathaus ersparen. Das würde ich vorzugsweise gerne angehen, damit wir schnell zu Ergebnissen kommen.

Geehrte Mitglieder der SPD Manfred Müller, Jochen Strehlau, Detlef Koch, Elke Müller und Friedel Simon mit Olaf Kruse (v.li.) – Foto: SPD Sehnde/Archiv

SN: Bürgermeister ist ja nun kein Amt, das man als Ausbildungsberuf erlernen kann. Gibt es jetzt Lehrgänge oder Ausbildungsworkshops, die Sie besuchen wollen, um sich besser ins Amt finden zu können?

Kruse: Also es gibt Angebote von den Spitzenverbänden, die sich aus meiner Sicht aber darauf konzentrieren, die Abläufe darzulegen. Nun habe ich den Vorteil, dass ich seit 2001 in der Kommunalpolitik in Sehnde verankert bin und auch auf 41-jährige Verwaltungserfahrung zurückblicken kann, in der ich auch immer wieder damit konfrontiert wurde, mir Geschäftsabläufe angucken zu müssen. Ich sage also ein klares ‚Nein‘. Im Moment ist es mir wichtiger, für die Sehnder und Sehnderinnen präsent zu sein. Sollte sich herausstellen, dass es da Bereiche gibt, die ich mir über diese Schiene nochmal genauer angucken sollte, dann werde ich das selbstverständlich tun. Aber vorgesehen ist es momentan nicht.

SN: Worauf muss sich der Bürger unter dem neuen Bürgermeister Olaf Kruse einstellen – von der Ansprechbarkeit bis zur Arbeitsweise der Verwaltung?

Kruse: Mit dem Wechsel wird für den Bürger auf jeden Fall einhergehen, dass ich bereits bis Weihnachten für jeden Ortsteil einen Bürgermeister-Gesprächstermin angegeben habe. Die werden  gerade koordiniert und die Räumlichkeiten geklärt. Das macht derzeit das Vorzimmer. Darauf wird man sich einstellen. Ich möchte stärker vor Ort ansprechbar sein, indem ich solche Termine anbiete. Sollte sich herausstellen, dass das nicht gefragt ist, muss ich eben schauen, dass ich das etwas anders gestalte. Es ist auf jeden Fall das Angebot, dass ich auch im Vorfeld auf eine mögliche Amtsübernahme gemacht habe. Ansonsten gehe ich davon aus, dass wir, was die Verwaltung anbelangt, dem Bürger eine zugängliche und leistungsfähige Verwaltung breitstellen. Da sehe ich aber im Moment keinen besonders akuten Handlungsbedarf. Im Gegenteil, ich gehe davon aus, dass die Ansprechbarkeit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wie bisher gewährleistet ist und sich der ‚Wechsel‘ in der Führungsspitze für die Bürger und Bürgerinnen keinesfalls negativ auswirken wird.

Bürgermeister Olaf Kruse im Gespräch mit SN-Redakteur Jörg-Peter Hellerling – Foto: Red

SN: Erst Parteimitglied und Fraktionsvorsitzender – nun der Bürgermeister. Wie geht man da mental mit so einem Wechsel um, was muss mit einem selbst passieren beim Ablegen einer parteipolitischen Brille – was ist für Sie die wesentliche Umstellung?

Kruse: Die wesentliche Umstellung für mich ist: Ich bin seit 1.11. Bürgermeister der Stadt Sehnde und damit – parteiunabhängig – der Bürgermeister für alle Bürgerrinnen und Bürger. Dass ich dabei im Herzen Sozialdemokrat bin und auch bleiben werde, steht außer Frage.  So werden mir bestimmte Themenschwerpunkte näher liegen als vielleicht andere Dinge, die anderen Parteien zugesprochen werden. Ich denke, dass ich im Zuge dieser Funktionen, die ich ausgeübt habe, auch gewisse Vorstellungen hatte, was in Sehnde passieren soll. Auch das kann ich nicht ablegen, das bleibt. Ich werde auf jeden Fall sehen, dass ich die Dinge, die Sehnde lebens- und liebenswert machen – oder lebens- und liebenswerter machen – auch angehen werde. Im Herzen, klar, bleibe ich Sozialdemokrat, das ist nichts schlechtes. Und so gesehen können die Sehnder und Sehnderinnen erwarten, das da ein Bürgermeister ist, der so, wie Herr Lehrke Mittwoch sagte, eine offene Tür haben wird. Wobei sich diese Tür nicht nur im Rathaus öffnen wird, sondern eben auch vor Ort verfügbar ist. Ansprechbarkeit ist mir wichtig. Ich habe auch kein Problem damit, wenn mich Leute auf der Straße ansprechen. Es ist hier im Dorfladen jetzt schon so, dass, wenn ich hier Brötchen einkaufe, mich schon mal jemand an die Seite nimmt oder mir auf die Schulter haut und fragt. Ich möchte ein Bürgermeister sein, der ansprechbar ist. Auf jeden Fall nicht jemand, der durch die Stadt geht und hört: Oh, Gott, da ist der Bürgermeister und auf die andere Straßenseite wechselt. Im Gegenteil. Das Amt ist für mich eine Funktion für die Bürgerinnen und Bürger, die mich ja auch bezahlen, und eine Dienstleistungsfunktion in und für die Stadt Sehnde darstellt.

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