Riskiert Sehnde einen Verstoß gegen das Klima-Anpassungsgesetz?
Riskiert Sehnde einen Verstoß gegen das Klima-Anpassungsgesetz? Mit dieser Frage begibt sich der NABU Sehnde an die Öffentlichkeit. Er meint damit einer Presseerklärung zufolge die Planungen der Stadt Sehnde bezüglich des Gewerbegebietes Höver-Nord, die der NABU nach eigenen Angaben „mit großer Sorge“ verfolgt. Außerdem fragt sich der NABU, ob die neue Planung der Stadtverwaltung gar ein „ein Beitrag zum Klimawandel“ sei.
Nach Ansicht des NABU Sehnde hat der Stadtteil Höver hat bereits genug Gewerbe zu verkraften und es darf die Wohnqualität der Bürger nicht weiter beeinträchtigt werden. Dem NABU zufolge sollte die Stadtverwaltung ein paar wichtige Punkte bei der Bauplanung für den Bereich Höver Nord beachten.
Neues Gesetz beschlossen
So hat die Bundesregierung gerade das Klimaanpassungsgesetz beschlossen. Bis 2024 sollen die Kommunen danach messbare Klimaziele vorlegen, die mit Entsiegelung von Böden, Pflanzen von mehr Bäumen, Anlegen von Grünflächen und ähnlichem einhergehen. Und – auch wenn nicht unmittelbar auf den geplanten geographischen Bereich Höver anwendbar – hat das EU-Parlament mehrheitlich ein Gesetz zur Wiederherstellung von Mooren und Feuchtgebieten beschlossen.
Außerdem hat der NABU mehrere Argumente gegen die Bauplanung für den Bereich Höver-Nord zusammengestellt.
Nachteile durch Bebauung
So entstehe eine weitere Bodenversiegelung, das heißt weiterer Naturboden wird zubetoniert. Damit verlieren weitere Tier-und Pflanzenarten auf dem Bereich endgültig ihren Lebensraum. Auch wir Menschen sollen die Nachteile dieses Vorhabens deutlich zu spüren bekommen. Denn es entstünden dann sogenannte Hitzeinseln, die das Stadtgebiet von Sehnde aufheizen, teilt der NABU mit.
Dazu kommt ein weiterer schwerer Nachteil, den der NABU bezüglich des Wassers dort sieht: Das Niederschlagswasser könne nicht mehr vom Boden aufgenommen werden und so ginge das kostbare Nass einfach verloren. Damit sinke der Grundwasser-Spiegel noch weiter ab.
Die Kohlendioxid-Bindung ist außerdem eine der Grundfunktionen von Naturböden. Dem NABU zufolge wird in den ersten 30 Zentimeter des Erdreiches ein bedeutender Co2-Anteil gespeichert. Womit die naturbelassenen oder landwirtschaftlich genutzten Böden die größten Kohlenstoffspeicher der Welt sind.
Alternativen vorgeschlagen
Die vom NABU anstelle der Neuversiegelung vorgeschlagenen Alternativen bestehen im „Bauen auf bebauter Fläche“. Dem sogenannten Flächenrecycling und der urbanen Innenentwicklung sollten daher seitens der Stadtverwaltung mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht werden, statt in Höver auf Neuversiegelung zu setzen. Ob und wo allerdings genügend Flächen in Sehnde verfügbar wären, bleibt zunächst offen.
Flächennutzungsplan anpassen
Der NABU appelliert auch, den gültigen Flächennutzungsplan von 1999 nach 25 Jahren an die Neuzeit anzupassen. Damals, so führt der Verein aus, war das Problem Klimawandel und Flächenfraß in Sehnde noch kein Thema. Das solle man laut NABU nun seitens der Politik in Orts- und Stadtrat politisch korrigieren und der Verein verlangt: „Das Gewerbegebiet Höver darf um keinen einzigen Quadratmeter erweitert werden! Wir fordern das Ende der Bodenversiegelung!“ Denn die Vernichtung von Ackerland durch Bebauung bedeute immer eine weitere Reduzierung der Artenvielfalt. Zugleich wirft der Verein den Entscheidern, die an der Planung festhalten wollen, vor, nicht mehr verantwortungsbewusst für die Bevölkerung zu handeln.
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