Sehnde demonstriert für Vielfalt und Toleranz

Sehnde demonstriert für Vielfalt und Toleranz
Günter Pöser (li.), Mitorganisator der Demonstration von der Sehnder Flüchtlingshilfe, begrüßte die rund 150 Personen auf dem Marktplatz - Foto: JPH

Zur zweiten Demonstration für Vielfalt und Toleranz sind etwa 150 Bürger aus Sehnde am kalten Dienstagabend, 18.02.2025, dem Aufruf der Sehnder Flüchtlingshilfe gefolgt und haben sich auf dem Marktplatz der Stadt eingefunden. Die Teilnehmer kamen dabei aus allen Ortsteilen zusammen, um ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen. Es waren allerdings deutlich weniger als zur ersten Demonstration im vergangenen Jahr. Der Aufruf erfolgte, weil die Mehrheit im Bundestag auf einen Antrag der CDU nur mit den Stimmen der AfD zustande gekommen war. Dem, so die Veranstalter, müsse man rechtzeitig entgegen treten und dürfe die „Brandmauer“ nicht noch einmal einreißen.

Gemeinsam mit dem DGB Sehnde, der Kirchengemeinde Sehnde-Rethmar- Haimar und den Omas gegen Rechts hatte die Flüchtlingshilfe aus Paletten ein Podest aufgebaut, auf dem die vier Redner des Abends ihren Aufruf gegen Rechts vortrugen. Begrüßt wurden die Teilnehmer vom Vorsitzenden der Flüchtlingshilfe, Günter Pöser, der sich zunächst bedankte, dass trotz der Wetterbedingungen so viele Menschen dem Aufruf gefolgt waren. Mit dabei waren neben dem Bürgermeister der Stadt und mehreren Ortsbürgermeistern auch acht Omas gegen Rechts und viele Demonstranten quer durch alle Altersgruppen mit Plakaten. Zudem hatten die Veranstalter noch den freien Journalisten aus Hannover, Maximilian Arnold, eingeladen.

Zur Absicherung waren aus Lehrte und Sehnde acht Beamte der Polizei mit zwei Fahrzeugen in Sehnde anwesend, die aber während der rund 50-minütigen Veranstaltung nicht eingreifen mussten. Die Veranstaltung begann um 17.30 Uhr mit dem Lied der Ärzte „Demokratie“.

„Fast 200 Personen unterstützen unsere Arbeit bei der Flüchtlingshilfe“, sagte Pöser zur Einleitung, „und auch heute noch besteht Bedarf an dieser Betreuung.“ Allerdings, so Pöser, sei die Halbierung der Mittel für diese Arbeit der Flüchtlingshilfe. Dann rief er die Versammlung zu einer Schweigeminute für die Attentatsopfer in der Europäischen Union auf – betonte aber, dass man auf keinen Fall eine Kollektivschuld gegenüber den Asylbewerbern und Flüchtlingen aufbauen wolle. Denn auch in Sehnde befinden sich immer noch rund 100 Personen im Anerkennungsverfahren, zudem haben bereits viele Personen einen festen Wohnort und Arbeit in Sehnde gefunden.

Faschismus nicht hoffähig machen

Nach der Schweigeminute gab es dann nach dem Lied „Braune Pfeifen“ von Versengold die Ansprache von Uta Sänger, Vertreterin der Omas gegen Rechts, die bereits im vergangenen Jahr an gleicher Stelle gesprochen hatte. Sie betonte die Forderung, dass keine der demokratischen Parteien in Deutschland mit der AfD zusammenarbeiten dürfe – wo auch immer -, denn das spalte die Gesellschaft. Als Beispiel führte sie dann auch die derzeitige Lage in den USA an. Denn wenn erst einmal rechtsextremes Gedankengut Eingang fände in die politischen Entscheidungsprozesse, bekäme es Allgemeingut und mache den Faschismus hoffähig. Damit hob sie ab auf die Abstimmung im Bundestag ab, wo für den Antrag der CDU auch die AfD votierte – zudem Teile der FDP. „Wir müssen Haltung bewahren und die Demokratie bewahren, sie ist zu kostbar.“ Kein Antrag der CDU hätte die Morde in Aschaffenburg und München verhindert, fuhr sie fort. Und schlimm sei es, dass die Medien immer nur berichteten, wenn es um „rassistisch ausschlachtbare Taten“ gehe und schloss mit dem Worten.

Widerstand gegen Rechts ist Bürgerpflicht

Uta Sänger von den „Omas gegen rechts (hi.), sprach gegen das Einreißen der Brandmauer und das höffähig machen von rechten Parolen – Foto: JPH

Mit dem Lied „Besorgter Bürger“ von Saltatio Mortis leitete die Veranstaltung über zur Ansprache von Maximilian Arnold. Der freie Journalist war erschreckt, dass sich nach einem Jahr der Aufdeckung des Treffens hochrangiger AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarker Unternehmer im November 2023 in einem Hotel bei Potsdam die Nazis nun öffentlich träfen“. Und auch in Sehnde sei ihm schon mit dem Hitlergruß gezeigt und er öffentlich bedroht worden. Auch die Pressefreiheit sei in Gefahr und damit ein wesentlicher Pfeiler der Demokratie. Außerdem rückten die Parteien FDP, CDU und BSW wieder nach rechts in die Nähe der AfD und der „Kanzler äußere sich rassistisch“.  Damit sei der „Kampf gegen rechts nun Bürgerpflicht“.

Kritisch aber nicht gnadenlos

Der Ansprache vom Pastorin Damaris Frehrking wurde mit dem Lied von Udo Lindenberg „Wir ziehen in den Frieden“ eingeleitet. Sie führte als Beispiel für ein gutes, gemeinsames Zusammenleben die Frauenkulturtage in Sehnde und das gemeinsame Essen beim Internationalen Frauenfest an. Zudem stehe Jesus für unsere Kultur, für Nächstenliebe und Hilfe. Ihm folgen heute die verschiedensten Kulturen auf der Welt und er stehe für eine offene Gemeinschaft, die allerdings auch Kritik umfasse. Diese Werte gelte es trotz und gegen alle Widrigkeiten zu verteidigen auf allen Ebenen. „Lasst uns kritisch sein, aber nicht gnadenlos!“, rief sie unter Applaus zum Schluss ihrer guten Rede die Versammelten auf.

Mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Imagine“ von John Lennon und gespielt von Karl-Heinz Reinsch endete die friedliche Versammlung ohne Störungen.

Klare Worte gesprochen

„Ich finde, es waren für die Witterung eine Menge Leute da“, sagte Mitorganisator Günter Pöser nach Schluss der Versammlung. „Und ob wir 100 sind oder 150, ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir es machen. Uta Sänger war sehr klar gewesen und auch von den anderen Rednern haben klare Worte gefunden.“ Die Veranstaltung könne man zu gegebener Zeit gerne wiederholen und auch die Zustimmung der Versammlung zu den klaren Worten sei ja deutlich gewesen.

Bürgermeister Olaf Kruse betonte zum Schluss, dass er sich immer wieder freue, dass auch solche Veranstaltungen mit ernstem Hintergrund in Sehnde harmonisch abliefen und man in der Stadt ein gutes, sachliches Miteinander pflege. Das mache die Stadt Sehnde besonders lebens- und liebenswert.

Anzeige
Sehnde-News

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Bitte stimmen Sie den Datenschutzbedingungen zu.

Anzeige
Werben Sie bei Sehnde-News