Sehnde steht für Demokratie und Vielfalt

Sehnde steht für Demokratie und Vielfalt
Rund 300 Sehnder nahmen an der Demo für Demokratie teil - Foto: JPH

Rund 300 Personen aller Altersgruppen sind dem Aufruf der Flüchtlingshilfe Sehnde gefolgt und haben am Donnerstag Flagge für Demokratie und Vielfalt vor dem Rathaus der Stadt gezeigt. Alle Altersklassen waren mit dabei, von den Omas gegen rechts über Vertreter von Vereinen, der Stadt bis hin zu Schülern der KGS und Kindern. Sie alle haben auch für die Stadt Sehnde gezeigt, dass man sich die Errungenschaften der Demokratie nicht noch einmal nehmen lassen will, denn „Niemals wieder ist jetzt“.

Private Initiative als Organisator

Bereits ab 13 Uhr lief der Aufbau durch das Organisationsteam um Karl-Heinz Reinsch, Ann-Cécile Blanc und Andreas Heinen vor dem Rathaus, um die Veranstaltung vorzubereiten. Die improvisierte Bühne hatte die ortsansässige Firma Werther in Form eines Sattelzuges bereitgestellt, die Anlage für die Redner wurde mitgebracht. „Wir haben bewusst keine politischen Redner eingeladen“, so Andreas Heinen, „denn wir wollen in die Veranstaltung keine Politik bringen, hier geht es ausschließlich um Demokratie. Wir sind nicht gegen etwas, sondern für etwas, nämlich für Demokratie als solche. Jeder ist anders, wir wollen keinen ausgrenzen – das ist gut so und muss so bleiben.“ Und deshalb hatten die Veranstalter allen politischen Anfragen auf Redezeit eine Absage erteilt; auch der Sehnder Bürgermeister als Repräsentant der Demokratie der Stadt war „nur als Bürger“ dabei.

Zur Unterstützung der mit vier Beamten vor Ort bereitstehenden Polizei hatten die Veranstalter acht Ordner eingesetzt. Man hatte zunächst rund 100 Personen angemeldet, die dreifache Resonanz aber erfreute nicht nur die Veranstalter, sondern alle Anwesenden. Als Redner waren an diesem Abend Karl-Heinz Reisch für die Flüchtlingshilfe und die Initiatoren, Uta Saenger von den Omas gegen rechts aus Hannover und die Superintendentin des Kirchenkreises Burgdorf, Sabine Preuschoff, mit dabei, die Moderation hatte Mike Möllers, ehemaliger Lehrer der KGS Sehnde. Im Vorfeld hatten die Veranstalter einen kleinen Liedtext verteilt, der immer zwischen den Reden gesungen wurde – mal einstimmig, zuletzt vielstimmig, wie die Demokratie auch sein soll.

Die Mehrheit darf nicht schweigen

Alt und Jung – Omas gegen rechts und Schülerinnen der KGS – gemeinsam vor dem Rathaus – Foto: JPH

In seinem Beitrag freute sich Reinsch über die unerwartet hohe Resonanz des Aufrufes und führte aus, dass man sich hier gemeinsam getroffen habe, um aktiv gegen anti-demokratische Tendenzen anzugehen. „Ihre Teilnahme zeigt uns und anderen, dass diese Forderung nach und Veranstaltung für den Erhalt unserer Demokratie richtig ist. Wir erheben uns hier nicht über andere, wir wollen zeigen, dass wir nicht mehr die schweigende Mehrheit sind. Wir sind bunt und wir sind mehr.“

Danach wurde erstmals das kurze Lied von Mike Möllers als „Musiklehrer“ angestimmt und einstimmig mitgesungen.

Oma Saenger gegen das Vergessen

Auf Reinsch folgte dann Uta Saenger von den „Omas gegen rechts“, eine von zwei Organisationen von Omas, die sich bundesweit gegen Extremismus und Faschismus einsetzen. Sie betonte, dass gegen Angriffe auf die Demokratie nur starker Widerstand helfe. Umsturzversuche gab es ja durch die Reichsbürger und auch durch die Pandemie habe man sich an Verschwörungstheorien gewöhnt. Auch nähmen die anti-semitische Angriffe und autoritäre Tendenzen zu. „Lassen wir uns als schweigende Mehrheit nicht vereinnahmen, zeigen wir Flagge und drücken unseren Willen selbst aus!“

Sie verwies darauf, dass es heutzutage wichtig sei, sich zu erinnern, Wissen weiterzugeben und das Vergessen zu verhindern – nur so gäbe es eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft. Dabei dürften die Alten nicht nur auf der Couch sitzen und Kreuzworträtsel lösen, sondern sie müssten aktiv sein und das Wissen weitergeben. Und sie rief die Jugend auf: „Engagiert Euch für die Demokratie, arbeitet mit in einer demokratischen Partei – denn aus dem ‚nie wieder‘ ist ein ‚schon wieder‘ geworden!“ Wir sind nicht, so Saenger, für die Vergangenheit verantwortlich, aber für die Zukunft. So dürfe man „Intoleranz nicht tolerieren, denn sonst stirbt die Toleranz“ und „seid mutig auch außerhalb der Demonstration hier“.

Kirche muss Farbe bekennen

Superintendentin Sabine Preuschoff (li.) sprach über Kirche und Demokratie – Foto: JPH

Nach einem zwei- und dreistimmigen Gesang des Liedes sprach Superintendentin Preuschoff. Sie stellte einleitend die Frage, ob sich Kirche für Demokratie einsetzen müsse – und beantwortete es mit einem klaren Ja. „Die Kirche sagt ja zur freiheitlich-rechtstaatlichen Demokratie, denn sie bedeutet Respekt vor den Menschen. Und die Würde des Menschen ist unantastbar!“ Und so verwies sie auch auf die Resolution des Kirchenkreises für „generelle Akzeptanz“, „denn da gehören nicht nur wir alle hier dazu, sondern vor Gott sind alle Menschen gleich“. Populismus vereinnahmt Menschen, wie beispielweise schweigende Mehrheiten. “Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Man muss immer und überall dafür eintreten.“

Europawahl nutzen

Eine Botschaft war allen Rednern gleich: Populisten schürten nur Ängste, in deren Umfeld sie dann versuchten, die möglichst desinformierte Gesellschaft zu destabilisieren, um schließlich den Ruf nach einem starken Mann zu befriedigen.

Und dann zog Mike Möllers nach dem vierstimmigen Gesang ein kurzes Fazit: „Nutzen wir die Europawahlen mit einer Stimme für die Demokratie zu sprechen, für geeinte Staaten, für Freiheit in Vielfalt – denn Demokratie ist und lebt aus Vielfalt.“

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