Volkstrauertag in Sehnde unter Corona-Bedingungen
Bereits im zweiten Jahr wurde der Volkstrauertag deutschlandweit von der Corona-Pandemie beeinflusst. So auch in Sehnde. Dort haben am vergangenen Sonntag, 14.11.2021, zunächst die Ortsteile ihre Feiern meistens im Freien abgehalten, die Gesamtfeier für die Stadt Sehne fand dann in der kleinen Friedhofskapelle unter strengen Hygienebedingungen statt.
Zu der diesjährigen Zentralveranstaltung der Stadt Sehnde waren weniger Gäste gekommen als in den Jahren zuvor. Viele Sitzplätze in der Kapelle waren frei geblieben, als die Musikschule Kalinka, die die gesamte Feier musikalisch umrahmte, das erste Stück anstimmte. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt Sehnde, Olaf Kruse, erfolgte die Lesung durch die Pastorin Damaris Frehrking, die für den Kollegen Hohensee die Veranstaltung mitgestaltete. „Verantwortung übernehmen, Zeit zum Handeln erkennen und den richtigen Weg einschlagen“, war der Kern der Lesung der Pastorin. „Und so einander zum Segen sein.“
Die diesjährige traditionelle Ansprache der KGS-Schüler hielten der ehemalige Schülersprecher Massi Husen mit der neuen Schulsprecherin Greta Jacob – routiniert und ohne Lampenfieber. Sie gingen zunächst auf die Entwicklung des Volktrauertages von einem Gedenktag für die Gefallenen der I. Weltkrieges 1919 über den nationalsozialistischen „Heldengedenktag“ mit seinen ideologischen Befrachtungen hin zu der Entwicklung in der jungen und nun älteren Bundesrepublik. Jetzt ist der Tag dem Gedenken an alle Opfer von Krieg, Vertreibung, Terrorismus, Verfolgung und Unterdrückung gewidmet. Sie hoben aber auch hervor, dass die Völker nach dem II. Weltkrieg und den Balkankriegen mit dem Internationalen Gerichtshof sich eine juristische Instanz geschaffen haben, die die Verursacher solchen Unrechts nicht mehr einfach davon kommen lässt. „Und der Volkstrauertag erinnert uns alle daran, dass das friedliche Zusammenleben in Europa nicht selbstverständlich ist“, lautete das Fazit der beiden Redner.
Auch der Bürgermeister betonte die vielen Hintergründe des Gedenktages. Er bezog auch die Opfer in Zuge des Kampfes gegen den Terrorismus mit ein und nannte in diesem Zusammenhang auch die gefallenen und verletzten Soldaten aus Afghanistan und den anderen Einsatzgebieten der Bundeswehr. Er fragte, was wohl passiert wäre, wenn die beiden Flugzeuge im 9. September nicht in die Twin Towers, sondern in die Hochhäuser in Frankfurt geflogen wären. Das implizierte dann auch die Überlegung, wie wir es heute ethisch halten würden, bei einem solchen erkannten terroristischen Angriff mit Flugzeugen. Dann erweiterte er auch die Gruppen, derer wir an diesem Tag gedenken sollten: Wir müssen heute auch Opfer des Rassismus, des Antisemitismus und des Völkermordes mit einbeziehen – eine Bedrohung, die heute realer ist, als die eines globalen Krieges. Er endete mit dem bedrückenden Zitat aus einem Soldatenbrief eines Verwundeten an seinen Vater aus einem Lazarett im I. Weltkrieg.
Danach erfolgte die Kranzniederlegung am Denkmal auf dem Friedhof Sehnde durch den Bürgermeister und den Ortsbürgermeister Helmut Süß als Ortsbeauftragter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Als Ehrenformation und Kranzabordnung unterstützte dabei die Feuerwehr aus Sehnde. Nach dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne endete die diesjährige durch Corona eingeschränkte Feierstunde.
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