Zeugen zur mutmaßlichen Geiselnahme im Sehnder Rathaus in Berlin angehört
In Berlin läuft derzeit der Prozess gegen einen 25-Jährigen aus Sehnde, der zunächst in Berlin einen Mann schwer verletzt haben soll und danach nach Sehnde zurückgekehrt sei. Zudem soll er ein Bekennervideo im Internet veröffentlicht haben, in dem er seine Tat gestand. In Sehnde soll er dann im Foyer des Rathauses während einer dort am 28. Februar laufenden Veranstaltung die Mitarbeiterin Claudia Fröchtling, Assistentin von Bürgermeister Olaf Kruse, mit einem Messer bedroht und als Geisel genommen haben. Er solle damit auf sein Internetvideo aufmerksam gemacht haben wollen. Zwei Polizeibeamten aus der Wache neben dem Rathaus haben dann die Situation deeskaliert und den 25-Jährigen festgenommen (SN berichtete).
Die Anklage lautet dem Gericht zufolge auf versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung, Geiselnahme und Bedrohung. Der 25-Jährige hatte zu Prozessauftakt am 28. August 2024 vor Gericht gestanden, in Berlin einen ihm unbekannten Mann mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt und dann in Sehnde eine Rathausmitarbeiterin als Geisel genommen zu haben.
Schwurgericht verhandelt in Berlin
Nachdem am 28. August 2024 der Prozess in Berlin vor dem Schwurgericht mit drei Berufs- und zwei Laienrichtern begonnen hat, sind dort am Mittwochvormittag, 04. September 2024, nun die Sehnder Zeugen angehört worden.
Zunächst kamen dabei die zwei Polizeibeamten aus Sehnde zu Wort, die als erste am Einsatzort eintrafen. Sie schilderten dem Gericht intensiv die Vorgänge im Rathausfoyer in Sehnde und die Aufgabe des Angeklagten dort. Dabei wurden auch die Bilder zum Fall angeschaut und erörtert. Nach rund einer Stunde Anhörung wurde dann das betroffene Opfer Claudia Fröchtling als Zeugin gebeten, dem Gericht ihre Erlebnisse zu schildern.
Entschuldigung an Opfer
„Dabei hat sich der Täter zunächst auf Anraten seines Anwalts bei unserer Mitarbeiterin entschuldigt“, so der ebenfalls in Berlin anwesende Sehnder Bürgermeister Olaf Kruse, der die Mitarbeiterin gemeinsam mit deren zwei Töchtern und einer weiteren Mitarbeiterin begleitet hatte. Ganz sicher, so die Zeugin, würden diese Minuten sie ihr Leben weiter begleiten.
Das Gericht habe sich sehr intensiv mit dem Zustand des Angeklagten während der Tat befasst und versucht, dies detailliert aufzuklären, so der Sehnder Bürgermeister. „Insgesamt hat sich der Angeklagte aber außer bei der Entschuldigung nur über seinen Anwalt geäußert. Das Gericht und die Verteidigung legten viel Wert auf die Aufklärung des Gemütszustandes des Angeklagten während der Taten. Ich hatte damals den Eindruck und habe ihn noch, dass der Angeklagte in Sehnde schon genau wusste, was er wollte.“
Das Urteil will das Gericht in Berlin am Dienstag, 10.09.2024, verkünden.
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